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Peripherer Venenkatheter

Info Peripherer Venenkatheter
Ein peripherer Venenkatheter (PVK) ist ein essenzieller medizinischer Zugang zur intravenösen Therapie und Blutentnahme. Er zeichnet sich durch relativ einfache Anlage, breite Anwendung und wichtige Indikationen aus. Entscheidend für den Erfolg sind Wahl des geeigneten Punktionsortes, passende Kathetergröße, sorgfältige Pflege und platzierte Indikationsstellung. Im Gegensatz zu zentralen Zugängen bleibt der PVK im Randvenensystem („peripher“) und ist für kurz- bis mittelfristige Therapien geeignet.

Peripherer Venenkatheter
(auch: Venenverweilkanüle, periphere Venenverweilkanüle, Venenkatheter, Venenverweilkatheter, Viggo, PVK)



Definition

Ein peripherer Venenkatheter (häufig abgekürzt als PVK) – auch bezeichnet als Venenverweilkanüle, periphere Venenverweilkanüle, Venenverweilkatheter oder umgangssprachlich Viggo – ist ein kurzer intravaskulär platzierter Katheter, der in eine oberflächliche Vene (z. B. am Arm) eingeführt wird, um eine intravenöse Zugangsmöglichkeit für die Infusion von Flüssigkeiten, Medikamenten, Elektrolyten oder für die Blutentnahme bereitzustellen. Der Begriff „verweil“ weist darauf hin, dass der Katheter über einen Zeitraum hinweg im Gefäß verbleiben kann. Der Ausdruck „peripher“ unterscheidet diesen Zugang von zentralvenösen Kathetern, bei denen das Katheterende zentral im Venensystem (z. B. V. cava sup.) liegt.



Indikation / Zweck

Der periphere Venenkatheter wird im klinischen Alltag sehr häufig eingesetzt. Er ermöglicht

  • die schnelle Verabreichung von Infusionen (z. B. Flüssigkeit, Elektrolyte, Arzneimittel)

  • die Durchführung von Blutentnahmen über den Zugang (je nach Kathetergröße)

  • einen relativ einfach zu erreichenden venösen Zugang mit minimalinvasivem Vorgehen

In der Literatur wird angegeben, dass etwa 70 % der hospitalisierten Patienten mindestens einmal einen kurzzeitigen peripheren venösen Zugang benötigen. (



Aufbau und Funktion

Ein typischer peripherer Venenkatheter besteht aus einer dünnen Stahlkanüle (Mandrin), durch die ein flexibler Kunststoffkatheter (z. B. aus Polyurethan oder Silikon) in die Vene eingebracht wird. Nach erfolgreicher Punktion wird die Stahlkanüle zurückgezogen und der Kunststoffkatheter verbleibt im Gefäß. Via Luer-Lock oder ähnlichem Anschluss kann eine Infusion angeschlossen werden. 

Die Funktion besteht darin, dauerhaft (für einige Stunden oder Tage) einen venösen Zugang zur Verfügung zu haben, ohne mehrfach punktieren zu müssen.



Zugänge (Punktionsorte)

Die Wahl des Zugangs richtet sich nach Gefäßverfügbarkeit, Therapiedauer und Risikoabschätzung. Gemäß Fachquelle zählen folgende häufige Zugangsorte:

  • Ellenbeugenvene (z. B. V. cubitalis)

  • Handrückenvenen (z. B. Rete venosum dorsale manus)

  • Unterarmvenen (z. B. V. cephalica, V. basilica, V. mediana antebrachii)

  • Weitere Stellen (z. B. Fußrücken) können bei fehlenden oberen Extremitäten gewählt werden, gelten jedoch als weniger günstig. 

Vorteile und Nachteile der Zugangsorte:

  • Handrücken: gut zugänglich, aber ggf. beweglich und störanfällig

  • Unterarm: guter Kompromiss zwischen Komfort und Stabilität

  • Ellenbeuge: oft größere Vene, aber erhöhte Beweglichkeit des Gelenks und damit erhöhte Dislokations-/Komplikationsgefahr. 



Größen / Gauge / Durchflussrate

Die Auswahl der Kathetergröße orientiert sich an Indikation (z. B. Volumeninfusion vs. Mittelgabe), Zustand der Vene und Patientengruppe (z. B. Kind vs. Erwachsener). Wichtige Aspekte:

  • Die Größe wird häufig in Gauge (G) angegeben: je kleiner der Gauge-Wert, desto größer der Innendurchmesser und desto höher die Durchflussrate. 

  • Beispiele: Bei Kindern meist 20–24 G eingesetzt. Bei Erwachsenen für Infusionstherapie typischerweise 17 oder 18 G. In Notfall-/Schocksituationen mit hohem Volumenbedarf werden 14 oder 16 G gewählt.

  • Angaben zur Durchflussrate: In einer Übersichtsseite ist ausgeführt, dass z. B. ein Katheter mit Innendurchmesser 0,64 mm (= ca. 20 G) eine Durchflussrate von ~19 ml/min erzielt, während ein Katheter mit 2,2 mm Durchmesser (~14 G) 330 ml/min erreicht. 



Besonderheiten / Terminologie

  • Die Begriffe Venenverweilkanüle, periphere Venenverweilkanüle, venenverweilkatheter sind oft synonym zum peripheren Venenkatheter.

  • Umgangssprachlich wird in Deutschland gelegentlich „Viggo“ verwendet – eine typische Marken-/Umgangsbezeichnung für eine Ähnliche Kanüle. 

  • Auch der Begriff Venenkatheter kann allgemein verwendet werden, bedarf aber Kontext, da er sowohl periphere als auch zentrale Zugänge umfassen kann.

  • Wichtig: Abzugrenzen sind zentrale Katheter (z. B. ZVK, PICC) von peripheren. Der periphere Zugang endet in der Regel in einer Armvene und nicht im zentralvenösen System.



Pflege, Wechsel und Komplikationen

  • Obwohl periphere Venenkatheter als „relativ risikoarm“ gelten, bestehen doch relevante Komplikationsrisiken wie Phlebitis, Infiltration, Dislokation, Katheterversagen oder infektiöse Ereignisse. 

  • Studien zeigen, dass ein Wechsel nur bei klinischer Indikation (z. B. Zeichen von Entzündung) oft ausreichend ist – ein routinemäßiger Wechsel alle 72–96 h bringt keinen Vorteil bezüglich Infektionsrate. 

  • Best-Practice Empfehlungen heben hervor, dass eine konsequente Asepsis bei Anlage und Pflege entscheidend ist.



Größe (Gauge, G) Farbcode Außendurchmesser (mm) Länge (mm) Typischer Durchfluss (ml/min) Einsatzgebiet / Indikation

Hinweise zur Anwendung und Auswahl

  • Farbcodes sind angenähert. Farbcodes sind international genormt, um eine schnelle Identifikation im Klinikalltag zu gewährleisten.

  • Die Durchflussrate hängt neben der Kathetergröße auch von der Viskosität der Flüssigkeit und dem Druck der Infusion ab. 

  • Größere Katheter (14–16 G) werden bevorzugt für Volumentherapie, Bluttransfusionen und Notfallmaßnahmen verwendet.

  • Kleinere Katheter (22–26 G) sind besser für pädiatrische, geriatrische oder langzeittherapeutische Anwendungen geeignet.

  • Ein zu großer Katheter kann die Vene traumatisieren, ein zu kleiner verlängert die Infusionszeit und kann Verstopfungen begünstigen.

14 G  Orange 2,0 45 ≈ 330 Schock, Notfall, schnelle Volumengabe, große Transfusionen
16 G  Grau 1,7 45 ≈ 210 Notfall, Operationen, Bluttransfusionen
17 G  Weiß 1,5 45 ≈ 125 Routineinfusionen bei Erwachsenen
18 G  Grün 1,3 45 ≈ 90 Standard bei Erwachsenen, Bluttransfusionen, Infusionen
20 G  Rosa 1,1 32 ≈ 60 Routineinfusionen, Medikamente, moderate Flüssigkeitsgabe
22 G  Blau 0,9 25 ≈ 36 Schmale Venen, Kinder, geriatrische Patienten
24 G  Gelb 0,7 19 ≈ 20 Neugeborene, Kinder, fragile Venen
26 G  Violett 0,6 19 ≈ 13 Neonatologie, sehr feine Zugänge für Medikamente


Quellen

  1. Zingg W et al., Best practice in the use of peripheral venous catheters. 2023. (PubMed)

  2. Hawthorn A., Peripheral intravenous catheters: A review of guidelines and research. 2019. (safetyandquality.gov.au)

  3. Universitätsspital Basel, PRL 7.3.1 Venenverweilkanüle peripher. 2023. (unispital-basel.ch)

  4. Baptista Chaves U. et al., A bundle of best practices for short peripheral venous catheterization in hospitalized patients: a scoping review. 2024. (The Open Nursing Journal)

  5. Matthews R., Peripheral intravenous catheter material and design to reduce PIVC failure: systematic review. 2023. (idhjournal.com)

  6. Medfak Uni Köln, Venenverweilkanüle (Viggo) Skript 2018. (medfak.uni-koeln.de)

  7. Kramer A., Standardarbeitsanweisung Periphere und zentrale Venenkatheter. (Krankenhaushygiene)