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Isotone Kochsalzlösung

Info Isotone Kochsalzlösung
Die isotone Kochsalzlösung ist eine sterile Lösung, die eine Konzentration von Natriumchlorid (Kochsalz) aufweist, die der physiologischen Konzentration im menschlichen Körper entspricht. Eine isotone Lösung hat den gleichen osmotischen Druck wie Körperflüssigkeiten und wird häufig in der Medizin für verschiedene Zwecke verwendet.

Isotone Kochsalzlösung
(auch: isotonische Kochsalzlösung, NaCl 0,9 % Infusionslösung)


Was ist eine Kochsalzlösung?

Eine Kochsalzlösung bezeichnet grundsätzlich eine wässrige Lösung von Kochsalz – chemisch Natriumchlorid (NaCl) – in unterschiedlicher Konzentration. Wird in der Medizin eine Lösung mit 0,9 % NaCl verwendet, spricht man von einer isotonen Kochsalzlösung, da ihre Osmolarität ungefähr jener des Blutplasmas entspricht. 

Im Detail: Eine Lösung mit 9 g NaCl pro Liter entspricht 0,9 % Gew./Vol. Der Begriff „isotonisch“ bedeutet, dass die Lösung in ihrer Osmolarität dem Plasma nahekommt – sie enthält im Fall der 0,9 %-Lösung ca. 154 mmol/l Natrium und 154 mmol/l Chlorid.

Obwohl die Konzentration der Ionen höher ist als im Plasma (Serumnatrium ca. 135-145 mmol/l, Serumchlorid ca. 98-109 mmol/l), wird dies durch den Umstand erforderlich, dass im Blut zusätzlich Proteine, andere Elektrolyte und organische Substanzen Osmolarität ausmachen. 


Natriumchlorid (NaCl) – Verwendung in der Medizin

Natriumchlorid ist in der Medizin vielseitig einsetzbar, insbesondere in Form der isotonischen Lösung. Einsatzbereiche sind unter anderem:

  • Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution bei Extrazellulärvolumendefiziten, z. B. Dehydratation. 

  • Kurzfristiger intravasaler Volumenersatz (z. B. bei hypotoner oder isotoner Dehydratation). 

  • Träger- oder Verdünnungslösung für Medikamente, die intravenös verabreicht werden.

  • Spüllösung für Katheter, Venenverweilkanülen, Wunden oder Drainagen sowie zur Materialspülung. 

Wichtig anzumerken ist, dass obwohl NaCl 0,9 % „physiologisch“ genannt wird, sie nicht in allen Situationen die optimale Lösung ist – insbesondere dann, wenn ein stärker ausgeglichenes Elektrolyt- oder Pufferprofil benötigt wird. So zeigen Studien etwa zur Volumentherapie, dass sogenannte balancierte Kristalloide gegenüber der klassischen NaCl 0,9 % Vorteile haben können, etwa in Bezug auf die Nierenfunktion. 


„NaCl 0,9 % Infusion“ – wofür?

Die Formulierung „NaCl 0,9 % Infusion“ oder „NaCl Infusionslösung“ bezeichnet die intravenöse Gabe der isotonischen Kochsalzlösung zur Behandlung oder Begleitung bestimmter klinischer Situationen. Typische Indikationen sind:

  • Behandlung einer isotonen oder hypotonen Dehydratation („Volumenmangel“) im extrazellulären Raum. 

  • Behandlung von Natriummangel (Hyponatriämie) oder Chloridverlusten (Hypochlorämie) bzw. hypochlorämischer Alkalose.

  • Kurzfristiger intravasaler Volumenersatz bei z. B. Blutverlust oder Schock (sofern Kristalloide indiziert sind). 

  • Als Trägerlösung für Kompatibilität mit anderen Infusions-, Elektrolyt- oder Medikamentenlösungen; z. B. zur Verdünnung von Arzneistoffen vor der Infusion. 

Hinweise zur Konzentration

Die Bezeichnung NaCl 0,9 % steht für 0,9 g NaCl pro 100 ml Lösung bzw. 9 g NaCl pro Liter (also 9 g/L). In dieser Lösung enthält 1 000 ml Lösung etwa 9 g Natriumchlorid → etwa 154 mmol Natrium und Chlorid. Die theoretische Osmolarität der Lösung liegt bei etwa 308 mOsm/l (einige Angaben nennen ~309 mOsm/l). 


Besonderheiten, Warnhinweise und Grenzen

  • Obwohl isotonisch im Sinne der Osmolarität, ist die ionische Zusammensetzung nicht exakt der des Blutplasmas angepasst; z. B. ist das Natrium- und Chlorid-Niveau höher als im Serum.

  • Bei sehr großen Mengen oder schneller Gabe besteht Risiko einer Hyperchlorämie, Hypernatriämie, oder einer Verdünnungs- oder Hypervolämie-Situation (Ödeme, Herz-/Nierenbelastung).

  • Bei bestimmten Patientengruppen – z. B. mit eingeschränkter Nierenfunktion, bei akuter Nierenschädigung oder Risiko dafür – ist der Einsatz von NaCl 0,9 % kritisch zu beurteilen; Studien weisen z. B. auf Vorteile von balancierten Lösungen hin.

  • Bei Kindern, Neugeborenen oder Frühgeborenen muss auf eine sorgfältige Anpassung geachtet werden (z. B. mengenmäßig oder Konzentrations-überwachung), weil die Osmoregulation und Nierenfunktion noch nicht voll entwickelt sind.

  • Nicht geeignet bei Hypervolämie, Hypernatriämie, Hyperchlorämie oder hypertone Dehydratation. 


Zusammenfassung

Die isotonische Kochsalzlösung (NaCl 0,9 %) stellt eine grundlegende Infusionslösung in der Klinik dar. Sie enthält Natriumchlorid in einer Konzentration, die eine ähnliche Osmolarität wie das Blutplasma aufweist – 9 g NaCl pro Liter bzw. 0,9 %. Verabreicht wird sie zur Substitution von Flüssigkeit und Elektrolyten im extrazellulären Raum, als Trägerlösung für Medikamente sowie zur Volumentherapie bei gewissen Indikationen. Dennoch ist sie nicht universell optimal: Aufgrund der hohen Chlorid- und Natriumkonzentration im Vergleich zum Plasma sowie fehlender weiterer Elektrolyte oder Puffer in der Lösung besteht bei bestimmten Patientengruppen erhöhte Vorsicht. Moderne Leitlinien empfehlen je nach Situation ggf. balancierte Kristalloide als Alternative.


Aspekt Beschreibung
Bezeichnung Isotonische Kochsalzlösung, NaCl 0,9 %, Kochsalzlösung Infusion, NaCl Infusionslösung
Zusammensetzung 9 g Natriumchlorid (NaCl) pro Liter Wasser → entspricht 0,9 % (w/v)
Ionenverteilung Natrium (Na⁺): 154 mmol/l • Chlorid (Cl⁻): 154 mmol/l
Osmolarität ca. 308 mOsm/l → isoton im Vergleich zum Blutplasma
pH-Wert 4,5 – 7,0 (je nach Hersteller)
Darreichungsformen Infusionslösung, Injektionslösung, Spüllösung, Augenspüllösung
Wirkstoff Natriumchlorid (NaCl)
Pharmakologische Gruppe Elektrolyt- und Volumenersatzlösungen
Verabreichungsweg Intravenös (Infusion), topisch (z. B. Spülung), nasal (z. B. Spray)
Verwendungszweck / Indikationen
  • Ausgleich von Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten (isotone/hypotone Dehydratation)
  • Natrium- und Chloridmangel
  • Trägerlösung für Medikamente
  • Kurzfristiger Volumenersatz bei Blutverlust oder Schock
  • Spülung von Wunden, Kathetern oder Operationsfeldern
NaCl 0,9 % Infusion – wofür? Zur Rehydratation, Elektrolytausgleich und Medikamentenverdünnung im klinischen Alltag
Verwendung außerhalb der Klinik Nasenspülung, Inhalation, Kontaktlinsenpflege, Wundspülung
Vorteile
  • Gut verträglich
  • Kompatibel mit vielen Medikamenten
  • Universell einsetzbar
  • Günstig und leicht verfügbar
Nachteile / Grenzen
  • Hoher Chloridanteil kann zu Hyperchlorämie führen
  • Kein Puffer oder andere Elektrolyte enthalten
  • Kann bei längerer Anwendung Azidose oder Hypernatriämie fördern
Kontraindikationen Hypernatriämie, Hyperchlorämie, Hypervolämie / Herzinsuffizienz, hypertone Dehydratation
Vorsichtsmaßnahmen Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz, Säuglingen und Frühgeborenen; Überwachung von Elektrolytwerten und Volumenstatus
Alternativen (balancierte Kristalloide) Ringer-Lactat, Ringer-Acetat, Sterofundin – enthalten zusätzlich Kalium, Calcium und Puffer
Handelsnamen (Beispiele) NaCl 0,9 % B. Braun Infusionslösung, NaCl 0,9 % Baxter Viaflo, Fresenius NaCl 0,9 % Infusionslösung
Lagerung Kühl und lichtgeschützt; nach Anbruch sofort verwenden; steril halten
Besonderheiten „Physiologische Kochsalzlösung“ ist historisch bedingt; Ionenzusammensetzung weicht leicht vom Blutplasma ab

Fach­literatur / Quellen

  1. Fachinformation „Isotone Kochsalz-Lösung 0,9 % Braun Infusionslösung“. (Fachinfo)

  2. Fachinformation „Natriumchlorid 0,9 % ‘Baxter’ Viaflo – Infusionslösung“. (baxter.at)

  3. „Volumentherapie – welches Präparat in welcher Situation?“, PMC. (PMC)

  4. PharmaWiki: „Natriumchlorid-Infusionslösung (0,9 %)“. (PharmaWiki)